BAFA-Förderung: Gut gemeint, aber schlecht gemacht
Anträge auf Corona-Hilfen arteten aus: Der Staat dreht den Geldhahn wieder zu
Grundsätzlich hätte die Förderung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) funktionieren können. Das staatliche Förderprogramm gewährte von der Krise betroffenen Klein- und Mittelunternehmen sowie Selbstständigen Hilfen in Höhe von bis zu 4.000 Euro, um Unterstützung von externen Beratern zu bekommen. Hätte das gut gemeinte Programm nur nicht die windigen Geschäftsleute angelockt, die lediglich das Geld des Staates interessierte.
Zu den akkreditierten Beratungsunternehmen des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi), die seit dem 3. April die 100-Prozent-Förderung über das BAFA nutzten, zählten u.a. das RKW Hessen. Dies schildert nun, das Programm hätte anfangs großen Anklang gefunden. Viele Unternehmen hätten Beratungsleistungen in Anspruch genommen, um sich angesichts der Krise neu aufzustellen und notwendige Veränderungen anzugehen.
Doch seit dem 16. April seien keine Staatsgelder mehr geflossen, keine Bewilligungen mehr erteilt worden. Obwohl Online-Anträge auf die BAFA-Förderung weiterhin möglich sind, bleibt eine offizielle Erklärung des Bundeswirtschaftsamts aus. Und Unternehmen, die die staatliche Unterstützung dringend bräuchten, warten vermutlich vergebens.
Wir halten Beratungsqualität aber hoch und wollen weiterhin unterstützen. Deshalb bleiben wir akkreditierte Beratungsunternehmen des BMWi und stellen im Rahmen des Förderprogramms „go-digital“ sicher, dass KMU in diesen schwierigen Zeiten schnelle und seriöse Unterstützung bekommen!
Leicht verdientes Geld? Das hatte das BAFA nicht im Sinn
Das Staatsgeld hatte laut ARD, SZ und anderen auch unseriöse Unternehmensberater angelockt. Quasi über Nacht standen rund 8505 neue Kandidaten beim zuständigen Amt der BAFA sprichwörtlich vor der Tür und wollten sich als Berater akkreditieren lassen. Außerdem liest man von …
- marktschreierischer Kundensuche und verheißungsvoller Werbung à la „Kostenfreies Marketingkonzept im Wert von 4.000 Euro“, „Dank der BAFA zu Hundert Prozent gefördert“ und „Lassen Sie sich komplett vom Staat bezahlen!“,
- lachhaften Vorhaben, mehrfach Anträge auf die Förderung innerhalb eines einzelnen Beraterverbunds zu stellen und 4.000 Euro pro Person zu kassieren
- und Trittbrettfahrern, die versprechen bei der Antragstellung auf Kurzarbeitergeld oder Arbeitslosengeld II zu helfen, solange sie die Fördergelder anzapfen können
… und muss sich fremdschämen.
Zurecht stellt die Süddeutsche Zeitung fest: „Es klingt manches Mal, dass man mit dem Geld machen kann, was man will!“ Aber so ist es nicht: Geld soll es nur für „konzeptionelle, individuelle Beratungsleistungen, wie Wiederherstellung der Liquidität, Suche neuer Geschäftsfelder oder Maßnahmen zur Digitalisierung“ geben, die in Zusammenhang mit der Corona-Krise stehen. Gut, dass das Geld laut Angaben des BMWi also noch nicht ausgezahlt wurde.
100-Prozent Förderung war ein Fehler
Bis zum 11. Mai waren nach Angaben des BMWi 27.534 Anträge eingegangen. Angenommen, sie alle würden angenommen, entspräche das einer maximalen Fördersumme von mehr als 100 Millionen Euro. Im Bundeshaushalt waren aber lediglich 15,34 Millionen Euro für das Programm vorgesehen.
Ergo: Das zu gering angesetzte Budget ist ausgegangen. Das BMWi musste anweisen, Beratern keine weiteren Fördergelder mehr in Aussicht zu stellen, die „hohe Zahl an Anträgen auf Beratung“ sei „unerwartet“ gewesen. Das legt auch ein aktueller Bericht der Tagesschau nahe.
Wie es überhaupt so weit kommen konnte, liegt laut des Präsidenten des Bundesverbands der Unternehmensberater an der Inaussichtstellung einer Voll-Förderung. Diese sieht er kritisch und bemerkt:
„Ideal wäre in so einer Krisenzeit eine Förderung von 80 Prozent, damit immer ein Eigenanteil dabei ist. Denn das stellt auch sicher, dass das Unternehmen den Berater kritisch hinterfragt und dadurch sichergestellt wird, dass die Beratungsleistung wirklich einen Mehrwert für ihn hat.“
Ralf Strehlau (Präsident des BDU Bundesverbands der Unternehmensberater)
Ein weiterer Vorschlag wäre, das Geld direkt an die vorher eingehend geprüften Unternehmensberater zu überweisen, statt an die kleinen und mittelgroßen Betriebe, damit diese auch seriöse Hilfe von Fachleuten erhalten. Berater, die negativ aufgefallen sind, könnten wiederum von der Liste der beim BAFA zugelassenen Unternehmensberater gestrichen werden. Wie das allerdings angesichts der jetzt schon mehr als 27.000 Anträge genau in Angriff genommen werden soll, bleibt unklar. Klar ist aber, dass das BAFA-Förderprogramm, obwohl gut gemeint, schlecht umgesetzt war. Jetzt bleibt nur die Aussicht auf ein dringend ausstehendes Statement des Bundeswirtschaftsamts selbst.