Lokale Logistik - der Online-Lebensmittelhandel auf dem Vormarsch
Wachstum des Online-Lebensmittelhandels
Bislang war der virtuelle Lebensmittelhandel ein verhältnismäßig kleines Marktsegment. Allerdings könnte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sich dies ändert. Mittlerweile ist der Online-Lebensmittelhandel eins der stärksten wachsenden Geschäftsfelder. Aber was genau ist der Grund für diese rasante Entwicklung?
Neben der Covid-19 Pandemie, die aktuell sämtliche Lebensbereiche beeinflusst so auch den Lebensmittelbeschaffungsmarkt, ist dem Faktor „Convenience“ ebenfalls eine hohe Bedeutung zuzusprechen. In diesem Zusammenhang spielen insbesondere zwei Faktoren eine wichtige Rolle. Zum einen ist der Onlinehandel 24/7 geöffnet und zum anderen hat er eine große Produktauswahl vorzuweisen. Kombiniert man diese beiden Aspekte mit der Überlegung beim Onlinehandel das Zuhause nicht verlassen zu müssen, wird schnell deutlich, warum immer mehr Leute von diesem Vertriebsweg auch bei ihrem Lebensmitteleinkauf gebraucht machen. Besonders für ältere Menschen, die ihren Einkauf nicht mehr alleine beschreiten können, oder für Berufstätige, die während der Ladenöffnungszeiten im Büro festhängen, ist dieses Konzept eine relevante Alternative. Die noch immer andauernde Pandemie ist hier als ein Beschleuniger zu sehen, der den Online-Lebensmittelhandel nun schneller voranbringt als bislang erwartet.
Worauf Kunden besonders wertlegen
Allerdings gibt es einen Faktor, den immer noch eine Vielzahl von potenziellen Verbrauchern vom Online-Lebensmittelhandel abhält – die Logistik. Die Distanz zwischen Webshop und dem Ladenlokal mit Gemüse- und Kühltheke führt dazu, dass sich der Verbraucher darauf verlassen muss, dass seine bestellten Lebensmittel wie Obst, Fleisch oder Milchprodukte frisch und unbeschädigt bei ihm ankommen. Dieses Vertrauen scheint oftmals noch nicht genügend vorhanden zu sein. Somit kann man die Lieferung als den noch zu überwindenden Knackpunkt beim Online-Lebensmittelhandel benennen. Um das Potenzial des Marktes auszuschöpfen, müssen Online-Shops genau an dieser Stellschraube drehen, um erfolgreich zu sein.
Egal ob bei dem Produkt selber, der Verpackung oder auch der Logistik – auch das Thema Nachhaltigkeit gewinnt seitens der Kunden immer mehr an Bedeutung. Neben dessen sind die Lokalität und die Regionalität für die Konsumenten ebenfalls relevante Größen geworden und sind daher nicht zu vernachlässigen.
Um diese drei Komponenten zu berücksichtigen, ist eine entsprechend entwickelte lokale Logistik gefordert. Wie unterschiedlich diese gestaltet werden kann ist an den folgenden Beispielen zu beobachten.
Lokale Lieferdienste im Vergleich
Lieferflix
Lieferflix ist ein saarländisches Start-Up, welches sich gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern REWE und LIDL zur Aufgabe gemacht hat seinen Kunden jeden Tag frische Produkte zur Verfügung zu stellen. Ihr Versprechen ist es, die bestellten Lebensmittel bereits am Bestelltag an die Haustür des Kunden zu liefern. „Wir sind schneller und effektiver als die Post“, so das Start-Up. Unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit erfolgt die Lieferung in wieder verwendbaren Kisten und auch bezüglich der Fahrzeuge wird versucht die Elektroautoflotte schnellstmöglich zu erweitern. Allerdings ist hier kein direkter Onlineeinkauf möglich. Die Übergabe und die Bezahlung erfolgen an der Haustür. Die Lieferkosten sind 9,99 und steigend.
WüLivery
Im Kampf gegen Online-Versandriesen hat der Handel in Würzburg mit seinem Same-Day-Lieferservice „WüLivery“ ein neues Projekt ins Leben gerufen. Kunden haben die Möglichkeit sich ihre Produkte online auszusuchen, beispielsweise auf der Website des Unternehmens oder bei Facebook / Instagram, bestellen es anschließend und bekommen es noch am selben Tag nach Hause geliefert. Wer aber weiterhin im Laden kaufen will, kann dies ebenfalls gerne tun. In diesem Fall kann die Ware nach dem Bezahlen im Geschäft zurückgelassen werden. Auch diese Artikel werden noch am gleichen Tag zum jeweiligen Kunde nach Hause gebracht und müssen nicht selbst transportiert werden. Die Lieferungen erfolgen mithilfe von Radkurieren. Die Kosten dafür belaufen sich für das gesamte Stadtgebiet auf 4,50 Euro pro Bestellung. Das Projekt liegt 3 Hauptzielen zu Grunde. Lokale Händler unterstützen, mit einer gleichzeitig schnelleren Lieferung als von Online-Versandriesen, und die mittels eines emissionsfreien Transports durch Fahrradkuriere.
Frischepost
Frischepost ist ein Online-Hofladen für nachhaltig produzierte Lebensmittel. Der 2015 gegründete Online-Shop vermarktet Produkte von regionalen landwirtschaftlichen Betrieben. Frischepost übernimmt neben der Vermarktung auch den Transport der Lebensmittel, die zu 80 Prozent aus der Region kommen. Es werden sowohl Hamburger Haushalte sowie aber auch Kitas und Firmen mit sieben eigenen Elektroautos beliefert. Die Waren können online entweder im Abo oder einzeln bestellt werden. Die Bauern bringen die Produkte erst in die Lagerhalle des Startups, wenn eine entsprechende Bestellung eingegangen ist.
Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten
Breits anhand dieser drei Beispiele wird deutlich – es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten die lokale Logistik zu gestalten. Während die einen mit Handelsketten kooperieren, arbeiten andere mit kleineren lokal ansässigen Geschäften oder sogar Erzeugern zusammen. Auch in der Art und Weise der Auslieferung, ob mit eigenen Firmenwagen oder Fahrradkurieren, kann individuell vorgegangen werden. Ziel der lokale Logistik ist es, den Kunden ihre bestellten Waren so einfach und unkompliziert wie möglich zur Verfügung zu stellen. Je nach Fokusgebiet werden unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt, um dieses Ziel zu erreichen.